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So findest du das perfekte Halsband

Einleitung

Wenn du einen Streit zwischen zwei Hundetrainern/Hundetrainerinnen anzetteln möchtest, frag sie, ob dein Hund Halsband oder Brustgeschirr tragen sollte.
Ich habe dazu auch nicht die endgültige Wahrheit gefunden, aber du wirst in diesem Beitrag lernen, wann Halsbänder einen Vorteil gegenüber Brustgeschirren haben und welche verschieden Halsbandmodelle es gibt, aber auch unter welchen Umständen Halsbänder ein Risiko für deinen Hund darstellen können. 

Vor- und Nachteile von Halsbändern gegenüber Brustgeschirren

Der größte Vorteil von Halsbändern ist, dass sie deinem Hund die größte Bewegungsfreiheit ermöglichen (die Vordergliedmaßen können sich völlig frei bewegen).
Außerdem lassen sich Hunde meistens lieber ein Halsband anziehen als ein Brustgeschirr, weil das viel schneller geht und ihnen daher weniger Stress bereitet.


Wenn dein Hund zieht, solltest du allerdings ein Brustgeschirr bevorzugen.   

Der Zug an der Leine kann zu schweren gesundheitlichen Schäden führen. Tatsächlich hat eine Studie gezeigt, dass keines der getesteten Halsbandmodelle bei Zug sicher ist.

 

Durch Zug kann der Augeninnendruck erhöht, die Luftröhre  beschädigt und durch konstanten Druck die Atmung erschwert werden. 

Sitzt das Halsband zu nah hinter den Ohren, können Kehlkopf, Zungenbein oder die Schilddrüse beschädigt werden. Deshalb solltest du am Halsband niemals die Leine nach oben ziehen.
Auch bei Hunden, die viel schnüffeln und daher den Kopf am Boden haben, kann es leicht passieren, dass das Halsband knapp hinter die Ohren rutscht. Schnüffelt dein Hund gerne und viel, solltest du deshalb besser ein Brustgeschirr verwenden. Zumindest so lange dein Hund angeleint ist.

Vorsicht vor Fehlverknüpfungen

In die Leine springen oder an der Leine zu ziehen, ist an einem Halsband sehr unangenehm für deinen Hund und das ist nicht nur aus ethischer Sicht problematisch.

Denn Hunde können den unangenehmen Reiz, den sie dabei empfinden mit allem verknüpfen, dass sie gerade wahrnehmen – eine häufige Ursache für Verhaltensprobleme.

Zieht dein Hund zum Beispiel in Richtung eines Kindes, kann es sein, dass er dem Kind die Schuld für den Schmerz gibt, den er dabei empfindet. So kann dein Hund Unverträglichkeiten entwickeln.

Um dem vorzubeugen solltest du deinen Hund an einem gut sitzenden Brustgeschirr führen, solange er noch nicht zuverlässig an der lockeren Leine gehen kann.

Halsbänder können also die beste Wahl für dich sein, wenn:

  •  dein Hund frei läuft
  • dein Hund einen ungewöhnlichen Körperbau hat und du kein passendes Brustgeschirr findest
  • wenn dein Hund keine Brustgeschirre mag. Zum Beispiel, weil er schlechte Erfahrungen damit gemacht hat, oder sehr empfindlich ist und deshalb das Gefühl von viel Stoff auf der Haut nicht mag. 

Wenn dein Hund immer problemlos an lockerer Leine läuft, wäre ein Halsband die beste Wahl. Dabei solltest du dich sich aber fragen: zieht dein Hund wirklich niemals? Ich persönlich kenne keinen Hund, auf den das zutrifft. Denn selbst perfekt erzogene Hunde können sich erschrecken und in die Leine springen.

 

Zum Glück musst du dich nicht grundsätzlich zwischen Brustgeschirr und Halsband entscheiden: Meinen eigenen Hund z.B. führe ich in der Stadt immer im Geschirr, aber wenn wir in den Wald raus fahren, darf er im Freilauf manchmal die volle Bewegungsfreiheit mit Halsband genießen.

 

Eine Ausnahme bilden Hunde, die auf viele Reize ängstlich reagieren (etwa auf Verkehr, Knallen, Menschen mit Sonnenbrillen, Fahrradfahrer, usw.). Sie sollten immer mit Sicherheitsgeschirr geführt werden, um die Gefahr zu vermeiden, dass sie aus dem Halsband/Geschirr rausschlüpfen und in Panik weglaufen.
Es ist auch eine gute Idee das Sicherheitsgeschirr bei jedem neuen Hund - vor allem wenn er aus dem Tierschutz kommt - zu benutzen, wenigstens solange, bis du das Verhalten des Hundes besser einschätzen kannst.
Zusätzlich ist es bei ängstlichen Hunden besonders wichtig Fehlverknüpfungen mit Hilfe eines Brustgeschirrs vorzubeugen.

MYTHOS: Einige Hundetrainer behaupten, nur über ein Halsband richtig mit einem Hund kommunizieren zu können.
Was damit allerdings gemeint ist, ist dass am Halsband "besser" (weil schmerzhafter) über Leinenrucks trainiert werden kann.
Von dieser Art des Trainings raten wir ab.
Leinenrucks können zu schweren körperlichen und psychischen Schäden deines Hundes führen und zerstören das so wichtige Vertrauensverhältnis zuwischen dir und deinem Hund.

Kommunikation mit Hunden geht auch anders. Positiv aufgebaute Signale, achtsamer Einsatz des eigenen Körpers und das Verstehen der hündischen Körpersprache sind die Basis für beziehungsfördernde Kommunikation mit deinem Hund.

Materialien und Verarbeitung

Halsbänder sind meistens aus Nylon, Leder oder Stoff gemacht und haben Verschlüsse aus Plastik oder Metall.
Der Verschluss sollte neben dem Ring für die Leine ist. Wenn dein Hund zieht, kann so der Verschluss nicht auf seinen Hals drücken.


Wie bei Leinen auch, ist die Entscheidung für ein Material eine Geschmacksfrage.
Es gilt aber: Je breiter und weicher das Halsband, desto besser – wenn dein Hund mal an der Leine zieht, wird die dabei wirkende Kraft nämlich auf eine größere Oberfläche verteilt.

 

Das Halsband sollte:

  • eng genug sein, um nicht über den Kopf zu rutschen
  • trotzdem noch so locker wie möglich sein
  • in der Mitte des Halses sitzen (weit weg von der Stelle hinter den Ohren, an der die Wirbelsäule am Schädel ansetzt)
Weiche, breite Halsbänder sind für Hunde am bequemsten.
Achte darauf, dass der Verschluss des Halsbands neben dem Ring ist.
Halsbänder die zu weit oben am Hals sitzen, können leicht zu Verletzungen führen.

Halsbänder, die du nicht verwenden solltest

Es gibt verschiedenste Halsbänder die versprechen, Hunden etwas „beizubringen“. Wie zum Beispiel deinem Hund abzutrainieren Aggression zu zeigen, an der Leine zu ziehen, zu bellen, usw. … Darüber kannst du mehr in unserem Beitrag über aversives Trainingsequipment lesen. Für den Anfang reicht es, wenn du dir diese Regel merkst:
Verspricht der Hersteller, dass ein Halsband Wunder bewirkt (z.B. Training ersetzt), ist es aversiv und damit nicht empfehlenswert.
Die häufigsten aversiven Halsbänder sind:

  • Elektro-Halsbänder mit Schock Funktion
  •  Würgehalsbänder
  • Stachelhalsbänder

Diese Halsbänder sind im gesamten deutschsprachigen Raum VERBOTEN!

Anmerkung zu Kettenhalsbändern

Kettenhalsbänder sind verpflichtend bei vielen Hundesport-Events zu tragen, damit die Richter sehen können, dass der Hundehalter definitiv kein Stachelhalsband verwendet. Viele Stachelhalsbänder werden nämlich als normale Halsbänder getarnt.

Im Alltag solltest du, wie bereits empfohlen, lieber weiche und breite Halsbänder verwenden.

Fazit

Gerade im Freilauf sind Halsbänder perfekt.

An der Leine gilt jedoch: sollte dein Hund - wie die meisten Hunde - ab und an ziehen, kann leider kein Halsband den Hals deines Hundes vor Verletzungen schützen.
In dem Fall ist es sicherer, deinen Hund an einem Brustgeschirr zu führen.

Danke an Steffi Nierhoff Fotografie und Ira Vaculik für die Fotos!


In den folgenden Blog-Beiträgen kannst du übrigens noch mehr über das richtige Equipment für deinen Hund erfahren:

Diese Beiträge sind in Zusammenarbeit mit Kutyaegyetem / The Dog Nerd entstanden. 

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