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So findest du das perfekte Brustgeschirr

Um die Entscheidung ob Brustgeschirr oder Halsband ist inzwischen ein richtiger Glaubenskrieg entstanden.
Wenn du dir noch nicht sicher bist, ob ein Brustgeschirr die richtige Wahl für deinen Hund ist, oder du überlegst welches Modell passen könnte, wirst du mit diesem Beitrag - gut informiert - eine Entscheidung treffen können.

 

Du erfährst einerseits welche Vor- und Nachteile Brustgeschirre haben und wir stellen dir Geschirr-Typen für den alltäglichen Gebrauch vor:

  • H-Geschirr (und Varianten davon, das X- und das Y-Geschirr)
  • Norweger-Geschirr
  • Step-In-Geschirr
  • Sicherheitsgeschirr

Auf Sport-Geschirre (z.B. Zug-Geschirre) gehen wir hier nicht ein. Nur so viel: Die Kräfte die beim Sport auf das Geschirr wirken, sind viel größer als in Alltagssituationen. Deshalb ist es besonders wichtig, dass sie perfekt passen. Bitte am Besten einen spezialisierten Trainer um Hilfe.

Vor- und Nachteile

Grundsätzlich gilt für alle Brustgeschirre, dass sie durch ihre große Auflagefläche die Kraft, die bei Zug an der Leine entsteht, besser über den Körper des Hundes verteilen. dadurch ist der Druck pro Fläche geringer. Das bedeutet: mehr Komfort für deinen Hund und weniger Verletzungsrisiko.

(Mehr dazu erfährst du in unserem Beitrag über Halsbänder und in dieser Studie)

 

Geschirre sind deshalb besonders gut geeignet für Hunde, die nicht gut an der Leine gehen können. Hunde die stark an der Leine ziehen, können sich nämlich mit einem Halsband unter Umständen verletzen.


Es geht aber nicht nur darum, Verletzungen zu vermeiden: Wenn dein Hund in die Leine springt, oder daran zieht, kann das mit einem Halsband sehr schmerzhaft sein. Daher ist ein Brustgeschirr auch für ängstliche und aggressive Hunde sinnvoll. Denn die Schmerzen kann dein Hund mit praktisch allem verknüpfen, das er in diesem Moment wahrnimmt: z.B. Menschen, fremde Hunde, Kinder, Autos. Und genau diese Verknüpfung kann aggressives/ängstliches Verhalten verstärken oder überhaupt erst entstehen lassen.
Auch hier gilt: Je entspannter es dein Hund bei Spaziergängen hat, desto besser wirst du im Training mit seinen Verhaltensprobleme zurecht kommen.

 

Außerdem gibt es Leinen, die du nur in Kombination mit einem Geschirr verwenden solltest:
Schleppleinen und Flexi-Leinen. Denn je länger die Leine, desto schneller kann dein Hund laufen und desto mehr Kräfte können sich beim Abbremsen am Ende der Leine entwickeln. Diese Kräfte können nur sicher am Brustgeschirr abgefangen werden. An einem Halsband würdest du schwere Verletzungen deines Hundes riskieren. 

 

Diese Vorteile kann dein Hund aber nur an einem gut sitzenden Brustgeschirr genießen. (Wie ein Geschirr optimal sitzt, erklären wir dir gleich.)

Schlecht sitzende Brustgeschirre stören den Bewegungsablauf des Hundes. Das kann auf Dauer zu Muskelverspannungen und schmerzenden Gelenken führen. Besonders die Vordergliedmaßen und der Rücken sind betroffen. 

In diesem Video wird die Bewegung mit und ohne Brustgeschirr verglichen, in einem Y-Geschirr und einem Norweger-Geschirr. Achte auf die Bewegung der Schultern und die länge der Schritte.

Zusatzinfo: Die Laufbandgeschwindigkeit bleibt gleich und der Hund wurde trainiert auf dem Laufband zu gehen.

MYTHOS: Manche Trainer behaupten - und das ist auch auf  einige Webseiten zu lesen - Brustgeschirre bringen Hunde dazu zu ziehen.

 

Das ist falsch!

 

Hunde die ziehen, ziehen immer nur aus einem Grund: sie haben es - in den der Situation - nicht anders gelernt. Manche Hunde ziehen zwar weniger am Halsband, aber nur, weil Halsbänder unangenehmer sind (und Schäden verursachen können, wie eine neue Studie zeigt).
Um nachhaltige Erfolge an der Leine zu erzielen, die die Gesundheit deines Hundes nicht gefährden, hilft nur Training. 
Wir haben hier noch ein paar Tipps für dich, falls dein Hund zieht.

Geschirr Training

Ein gewisser Nachteil von Geschirren ist, dass das Anziehen manchmal eine Weile trainiert werden muss.
Damit du deinem Hund das Geschirr überhaupt anlegen kannst, musst du sehr nah bei ihm stehen, manchmal musst du dich über ihn beugen, seine Pfoten bewegen, oder ihm das Geschirr über seinen Kopf ziehen - all das kann unangenehm für deinen Hund sein.
Trainierst du nicht mit Futter oder anderen Belohnungen, hast du schnell einen Hund, der Reißaus nimmt, sobald er das Geschirr sieht.

 

In einem kurzen Video erklären wir, wie du:

  • deinen Hund in das Geschirr lockst
  • deinen Hund daran gewöhnst, seinen Kopf durch etwas zu stecken
  • deinen Hund an das Geräusch der Schnallen gewöhnst
  • deinen Hund an das Gefühl der Gurte um den Körper gewöhnst

(bitte die Untertitel auf Youtube aktivieren)

(bitte die Untertitel auf Youtube aktivieren)

Materialien

Die Gurte der meisten Geschirre sind aus Nylon. Die einzelnen Gurtbänder sind meist an Metallringen miteinander verbunden. Geschlossen werden Geschirre an einer oder mehreren Schnallen.

 

Manche Hunde reagieren sensibel auf ihr Geschirr. Geschirre können an Fell und Haut scheuern und kahle Stellen verursachen. An den Ringen und den Schnallen können Haare hängen bleiben. Das kann, ein Grund dafür sein, dass dein Hund das Geschirr nicht anziehen möchte oder sich beim Tragen ständig an Wand und Boden scheuert.

 

Für empfindliche Hunde sind daher Geschirre geeignet,  

  • die aus weichen Materialien wie Stoff oder Vlies sind
  • bei denen Gurtband und Schallen unterfüttert sind oder,
  • bei denen Gurtbänder vernäht anstatt mit Ringen verbunden sind.

Je nach Festigkeit der Unterfütterung, kann diese auch für mehr Stabilität im Brustgeschirr sorgen und damit Verrutschen und einen schlechten Sitz verhindern.

Ein Nachteil von unterfütterten Geschirren ist, dass sie deutlich länger zum Trocknen brauchen.

 

Leder-Geschirre sind nur in Ausnahmefällen geeignet. Sie sind zwar sehr robust, aber auch sehr schwer. Außerdem sind sie meist sehr teuer. Die Auswahl an Leder-Geschirren ist zudem nicht besonders groß, daher ist es schwieriger, solche zu finden, die bei deinem Hund wirklich gut sitzen.

Kontrolliere dein Equipment auf Schäden

Untersuche das Brustgeschirr deines Hundes unbedingt regelmäßig auf Schäden. Besonders an den Verbindungsringen kann das Gurtband durchwetzen.
Auch die Plastikschnallen sind eine Schwachstelle. Sie können leicht Risse bekommen oder ganz brechen.
Manche Geschirr-Hersteller bieten übrigens kostengünstige Reparaturen an.

 

Wenn dein Hund sich gerne und viel am Boden wälzt, solltest du besonders oft kontrollieren, da es sich dabei besonders schnell abnutzen kann. 

H-Geschirr

Der Klassiker unter den Brustgeschirren. Bei ihm werden die Halsgurt und Brustgurt über einen Bruststeg und einen Rückensteg miteinander verbunden. Dieser Aufbau lässt dem Hund besonders viel Bewegungsfreiheit.

H-Geschirr
H-Geschirr

 Das H-Geschirr hat zwei Abwandlungen: das Y- und das X-Geschirr.

Y-Geschirr
Y-Geschirr
X-Geschirr
X-Geschirr

Norweger-Geschirr

Das Norweger-Geschirr besteht nur aus einem Gurt, der quer über die Brust geht und einem Bauchgurt.
Durch diesen Aufbau ist die Bewegung der Vordergliedmaßen eingeschränkt. Hunde können in diesem Geschirr ihre Vorderbeine nämlich nicht weit genug nach vorne ausstrecken. Stell dir einfach vor, dir würde jemand mit einem Band die Oberarme an den Körper binden. Du hättest auch Schwierigkeiten deine Arme nach vorne/oben zu bewegen.

 

Das kann langfristig zu schmerzhaften Schäden im Bewegungsapperat deines Hundes führen.

Sattel-Geschirr

Das Sattelgeschirr ist wie ein Norwegergeschirr aufgebaut und hat zusätzlich noch einen Sattel am Rücken. Unter diesem kann es gerade im Sommer sehr heiß werden.

Step-In-Geschirr

Step-In Geschirre haben zwei Öffnungen, durch die der Hund seine Pfoten strecken muss. Es wird über dem Rücken verschlossen.

 

 

Viele Step-In-Modelle haben einen besonders breiten Brust- und Bauch-Teil und sind daher für Hunde sehr angenehm zu tragen.
Diese Geschirre sind vor allem für Hunde gedacht, die es nicht mögen, dass ihnen ein Geschirr über den Kopf angezogen wird.

Der Nachteil ist, dass die meisten Hunde Berührungen an ihren Pfoten ebenso wenig mögen. Und obwohl es scheinbar gerade für Besitzer kleiner Hunde einfach erscheint den Hund hochzuheben und einfach in dieses Geschirr zu stecken, sind Step-In-Geschirre mit viel Training verbunden, wenn du möchtest, dass dein Hund es freiwillig und gerne anzieht.

Dackel in Step-In-Geschirr
Dackel in Step-In-Geschirr
Brustgeschirre im Vergleich
Jedes Geschirr hat Vor- und Nachteile.

Sicherheits-Geschirr

Hund mit Sicherheitsgeschirr
Hund mit Sicherheitsgeschirr

Geniale Geschirre für hündische Ausbruchskünstler. Und glaub mir, jeder Hund der Angst hat, findet unheimlich schnell Wege sich aus seinem normalen Geschirr zu winden.
Sicherheitsgeschirre sind wie Führgeschirre aufgebaut, jedoch mit einem zusätzlichen Bauchgurt, der auf den letzten Rippenbögen aufliegen sollte und dadurch ein Rausschlüpfen verhindert.

Sicherheitsgeschirre sind ein MUSS für ängstliche Hunde und Tierschutzhunde in den ersten Wochen nach der Vermittlung!

 

Ich empfehle Sicherheitsgeschirre rund um Silvester jedem Hund. Zu viele Hunde erschrecken sich jedes Jahr vor lauten Krachern, laufen fort und kommen im Straßenverkehr um.

Wie sitzt das Brustgeschirr richtig?

Da beim H-Geschirr und seinen beiden Varianten X- und Y-Geschirr, dein Hund in seinem Bewegungsablauf am wenigsten eingeschränkt wird, beschreibe ich nur die richtige Passform für diese Geschirrtypen.

So sitzt das Brustgeschirr richtig.
So sitzt das Brustgeschirr richtig.

Dadurch, dass du am H-Geschirr die meisten Gurte verstellen kannst, kannst du dieses Geschirr perfekt für deinen Hund einstellen. Darauf musst du dabei achten:

  • Der Brustgurt muss genug Abstand zu den Vordergliedmaßen und den Achseln haben. Sonst scheuert das Geschirr, was für den Hund unangenehm, im schlimmsten Fall sogar bei jedem Schritt schmerzhaft ist.
  •  Der Brustgurt muss auf den Rippen aufliegen.  Sitzt der Brustgurt zu weit hinten, kann er die im Bauchraum liegenden Organe verletzen, da diese nicht mehr von Rippen geschützt werden
  •  Der Brustring sollte auf dem Brustbein des Hundes sitzen. Ist er zu weit oben – sprich, sind die Halsgurte zu eng, kann die Kraft die beim an der Leine ziehen entsteht nicht mehr optimal über die stabilen Knochen verteilt werden, sondern muss von Muskulatur abgefangen werden.
  • Die Halsgurte sollten die Schulterblätter des Hundes möglichst frei lassen.

Fazit

Wir empfehlen H-, X- oder Y-Geschirre. In diesen fühlen sich Hunde am wohlsten.
Von Norweger-Geschirren müssen wir grundsätzlich abraten. Diese schränken deinen Hund zu sehr ein, was zu Verspannungen und Gelenksschäden führen kann.


In den folgenden Blog-Beiträgen kannst du übrigens noch mehr über das richtige Equipment für deinen Hund erfahren:

Diese Beiträge sind in Zusammenarbeit mit Kutyaegyetem / The Dog Nerd entstanden. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Anna&yuma (Dienstag, 09 April 2024 12:45)

    Ich habe ein Problem ich habe eine Hund der wohl nie ohne Leine laufen wird aber genau für solche Hunde gibt es kein passendes Geschirr die immer so gelobten y Geschirre rutschen einfach immer hin und herr mach ich es enger bekomme ich den Kopf nicht mehr durch nun bin ich auf der Suche nach so einem x -x Geschirr